Friesoythe Lange hatte Nicola Fuhler überlegt, wie sie das Bildungswerk in Friesoythe passend dekorieren könnte. Die Einrichtungsleitern suchte nach Bildern, um das frisch renovierte Erdgeschoss des Gebäudes zu verschönern. Über Gerd Binder stellte sie schließlich den Kontakt zum Kunstkreis Friesoythe her. Schnell war der Entschluss gefasst, an die kahlen Wände des Bildungswerkes Werke von Mitgliedern des Kunstkreises zu hängen. „Die Bilder passen sehr gut in unser Bildungshaus. Es ist eine Freude zu beobachten, wie Kurs-Teilnehmer in die Bilder eintauchen“, sagt Fuhler.

 

Friesoythe Bei diesen Bildern lohnt es sich, ganz genau hinzuschauen. Dann zaubern sie ein Lächeln ins Gesicht des Betrachters. Und genau dies ist der Anspruch, den der Maler an sich selbst gestellt hat. „Meine Bilder sollen die pure Lebensfreude und Sinnlichkeit der Karibik widerspiegeln“, sagt Wilhelm van Hülsen. „So ist die Insel Kuba eben die Region, die mich am meisten inspiriert.“ Wie sehr der gebürtige Ostfriese und jetzt in Emstek lebende Autodidakt dem Charme der kubanischen Menschen, der Schönheit der Landschaft und der morbiden Eleganz Havannas erlegen ist, das können Kunstfreunde noch bis zum 10. Dezember in der Galerie am Schlachthaus beim Kunstkreis Friesoythe in der Burgstraße nachspüren.

Insgesamt 18 Werke sind in Friesoythe ausgestellt. In seinem Atelier in Emstek schlummern fast 60 Bilder, die Kuba als Motiv haben. Dabei, man mag es kaum glauben, hat der 74-jährige Künstler noch nie die Insel Kuba besucht. „Flugangst“, wie er auf der Vernissage am Freitagabend vor zahlreichen Kunstfreunden begründete.

Seine Gemälde über den Inselstaat in der Karibik sind allesamt fotorealistisch gezeichnet. Bis auf eine einzige Ausnahme überwiegt in ihnen die Lebensfreude. „Mir gefällt die Lebensweise der Bevölkerung. Aus nichts haben sie alles gemacht“, beschreibt van Hülsen seine Faszination für das Land. Und diese spürt und sieht man in jedem seiner Bilder.

In der Ausstellung in Friesoythe sind ausschließlich Acryl-Malereien zu sehen. Stattliche amerikanische Straßenkreuzer zwischen maroden Gebäuden, Havannas Altstadt, aber auch Menschen, bei denen die Lebensfreude deutlich wird, und nicht zuletzt die Konterfeis der beiden Castro-Brüder: Wilhelm van Hülsen fängt in seinen Bildern die Vielfalt ein. Das Land ist berühmt für seine Musik, seine Dichter, für den Rum – und nicht zuletzt durch Zigarren, die in den Werken „Alte Dame und Zigarre“ und „Junge Dame mit Zigarre“ Thema sind.

„Umherwabernde Rauchschwaden durchziehen die Bodegas, und man könnte meinen, dass der Rauch hier in der Galerie weht“, meinte Gerd Binder vom Kunstkreis Friesoythe bei der Eröffnung im kubanischen Flair. Und wenn sich der Betrachter Zeit lässt und in die Werke eintaucht, kommt in ihm tatsächlich das Gefühl auf, mittendrin zu sein. Die Präzision der Werke überrasche immer wieder; hier insbesondere die bunten Häuserfronten in gleißendem Sonnenschein, so Binder. Die Ausstellung sei ein Eintauchen in die farbenfrohe Welt Kubas.
  Die Ausstellung ist an jedem Freitag, Samstag und Sonntag von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Friesoythe /Swiebodzin Die Stadt Friesoythe ist eng mit ihrer polnischen Partnerstadt Swiebodzin verbunden. Schon seit mehreren Jahren gibt es vor allem einen schulischen und kulturellen Austausch. Jetzt ist eine äußerst kreative Verbindung zwischen den Orten hinzugekommen. Die Mitglieder des Friesoyther Kunstkreises und Kunstschaffende aus Swiebodzin machen fortan im besten Sinne gemeinsame Sache – mit einer imposanten Außenwirkung.



Kunst & Kirche

 

Ein Maler mit vielen Zuschauern

 

Gerd Binder gestaltet sechs Quadratmeter großes Bild

Gemalt wird im Anschluss an einen Wortgottesdienst. Die Idee stammt von Pastoralreferent Martin Kröger.

Foto/ Text: Fritz Kreyenschmidt, 26.02.2013, NWZ
 
Künstler mit großem Publikum: Gerd Binder malt in der Dreifaltigkeitskirche in Altenoythe sein Bild und die Gottesdienstbesucher schauen ihm dabei über die Schulter. Bild: Fritz Kreyenschmidt

 

Altenoythe Die erstmals in der Pfarrgemeinde St. Marien gestartete Aktion „Kunst & Kirche“, die von Pastoralreferent Martin Kröger ins Leben gerufen wurde und in der Dreifaltigkeitskirche in Altenoythe umgesetzt wird, fand das Interesse von einem kunstinteressierten, gläubigen Publikum. Mit der Resonanz der beiden bisherigen Veranstaltungen zeigte sich Kröger sehr zufrieden und lädt gerne zu den weiteren Andachten mit Kunstabenden ein.

Das Prozedere ist dann immer donnerstags das folgende: Der Pastoralreferent gestaltet einen rund 30 Minuten dauernden Wortgottesdienst, der sich besonders an Menschen auf dem Heimweg nach der Arbeit, aber auch an alle anderen Interessierten richtet. Nach dem Gottesdienst gehört dem Friesoyther Künstler Gerd Binder an einer Seitenwand der Kirche „die Bühne“.

Auf einer sechs Quadratmeter großen Leinwand malt er nun schon seit zwei Wochen ein abstraktes Kunstwerk zum Thema „Erlösung“, das zur Fastenzeit in der Vorbereitung auf Ostern natürlich für alle Christen aktuell ist. Noch bis zum 21. März arbeitet Binder an dem großen Werk. Interessiert verfolgte in der letzten Sitzung Kunstfreunde aus allen Teilen der Pfarrgemeinde sowie aus benachbarten Gemeinden kommend die Arbeit von Gerd Binder.

Das Publikum diskutierte untereinander, aber auch mit dem Künstler die gerade geschaffenen Bildteile. Die rechte Seite des Bildes ist in dunklen Farben gehalten. Hier wird die Kreuzigung Jesu sowie die Grablegung des Leichnams abstrakt dargestellt. In den nächsten Arbeitsstunden jeweils an den Donnerstagen werden die verwendeten Farben heller werden und am Ende wird die strahlende Auferstehung Jesus Christus und damit die Erlösung der Menschheit stehen, kündigte Gerd Binder an.

Diese Art künstlerischen Schaffens vor Publikum ist für Binder Neuland, aber hoch interessant, wie er betont. „Zum einen muss man sich auf seine Arbeit konzentrieren und versuchen, das Publikum auszublenden. Auf der anderen Seite ist die Präsens der Menschen und vor ihnen zu arbeiten sehr spannend. Ihnen zuzuhören, wie sie einzelne Malschritte diskutieren, aber auch mich zu bestimmten Aspekten ansprechen, ist beeindruckend“, so Binder.

Dass die Menschen sich von Kirche und Kunst angesprochen fühlen, lobt der Künstler als eine schöne Sache. Zufrieden stellten Kröger und Binder fest, dass der zweite Aktionstag besser besucht war als der erste.

Unfall hinterlässt beim Maler Spuren

Gerd Binder ist Künstler und Polizist – „Enorme Faszination“

Der Friesoyther malt abstrakte Bilder. Er benutzt vorwiegend Acrylfarben für die Großformate.


 Gerd Binder ist Maler und Bildhauer. Seine Skulpturen fertigt er größtenteils
aus Sandstein.  Text/Bild: Heinz-Josef Laing, NWZ, 14.04.2012

FRIESOYTHE
Er malt abstrakt. Ausnahmslos. Gerd Binder (48) aus
Friesoythe ist Maler, Bildhauer und Polizeioberkommissar zugleich. Er
ist Künstler und Staatsbediensteter. Als Polizeibeamter wird Gerd Binder
oft mit dem Elend anderer Menschen konfrontiert. Das wirkt sich auf
seine Bilder, seine Stimmungen und Gefühle aus.

Der Maler aus der Hansestadt malt „Dinge, die man nicht gleich auf den
ersten Blick als reale Dinge erkennt.“ Er male nicht die Realität. Mit dem
Abstrahieren seiner großformatigen Acrylbilder setzt er seine ganz

persönlichen Ideen und Gedanken um. Binder: „Wenn man sich mit
meinem Bild auseinandersetzt und es auf sich wirken lässt, kann man
Details beobachten und auch erkennen.“ Wer an Kunst interessiert sei,
der könne auch sehen, welche Idee sich hinter einem abstrakten Bildmotiv
verberge. „Das Bild soll jedoch meinem Auge gefallen, weil ich in erster
Linie für mich selber male.“

Die Bilder des Friesoy­thers sind eher von dunklen und düster wirkenden
Farben geprägt. Der Künstler macht dafür auch seinen Beruf verantwortlich.
Als Polizeibeamter mit 32 Jahren Diensterfahrung müsse er sich immer
wieder mit schlimmen Ereignissen befassen. Binder: „Ein Verkehrsunfall mit
Toten hinterlässt sicherlich Spuren.“ Dass sich diese Stimmungen in seinen
Bildern einfangen lassen, verwundert nicht. Dennoch sagt Gerd Binder:
„Ich bin eigentlich ein sehr lebensfroher Mensch. Aber ich weiß natürlich auch,
wie endlich das Leben ist.“ Deshalb macht sein Lieblingsspruch auch Sinn:
„Carpe diem“ („Nutze den Tag“).

In der Bildhauerei beschäftigt sich Gerd Binder vorwiegend mit Skulpturen
aus Sandstein: „Ich sehe den Stein und überlege, was ich daraus machen
kann. So ein Stein hat doch eine enorme Faszination.“ Am Ende entstehen
„schöne Strukturen mit unterschiedlichen Maserungen.“ Der Stein gibt ihm
vor, in welche Richtung er bearbeitet werden möchte, beschreibt Binder die Ausgangssituation. Es sei eine „meditative Arbeit mit Hammer und Meißel“,
die allerdings auch körperlich sehr anstrengend und Schweiß treibend sei.

Wenn er sich mit dem Werkstoff Stein auseinandersetze, erfahre er
Einzigartiges und Unvorhersehbares. Schon beim ersten Annähern an den
Stein, beim Drehen in den Händen, ergäben sich bestimmte Vorstellungen,
was später einmal daraus werden könne. Binder: „Wenn dann die Arbeit
mit dem Meißel beginnt, gibt der Stein immer mehr von seinem Innern
und seiner Struktur preis.“

Ein Raum mit blutiger Vorgeschichte

Ehemaliger Schlachthof bietet jede Menge Platz und viel Licht für Künstlertrio

Im alten Schlachthaus Vorwold an der Burgstraße befinden sich statt Schweinehälften Gemälde und Skulpturen. Ein Künstlertrio hat sich dort eingerichtet. Jonas Schönrock, NWZ, 12.12.12

Friesoythe

Der Eingang ist von der Straße aus nicht einfach zu finden. In der Burgstraße in Friesoythe muss man zunächst einen kleinen Hinterhof überqueren, um in das alte Schlachthaus Vorwold zu gelangen.

Christa Anneken und Gerd Binder öffnen die Tür. Doch von Schweine- und Rinderhälften ist weit und breit nichts zu sehen. In einem großen Raum befinden sich stattdessen Farbtuben, Staffeleien und Pinsel. „Geschlachtet wird hier schon seit sieben Jahren nicht mehr“, erzählt Gerd Binder.

Zusammen mit Christa Anneken und Ulrich Gamers, dem Dritten im Bunde, hat sich Binder hier ein Kunstatelier eingerichtet. „Wir haben das alte Schlachthaus im Sommer dieses Jahres gemietet“ erzählt Binder, der im Hauptberuf bei der Polizei in Friesoythe arbeitet. „Wir haben nach einer passenden Örtlichkeit zum Arbeiten gesucht“, sagt Binder. Künstlerkollegin Kerstin Kramer, die nebenan in der Kirchstraße im Werkhaus Pancratz ihr Atelier hat, kam die Idee mit dem alten Schlachthof. „Die Räume hier sind einfach wie geschaffen für uns“, schwärmt Christa Anneken. „Es ist viel Platz und durch die vielen Fenster ist es auch sehr hell hier“. Auch Anneken arbeitet nebenberuflich als Künstlerin, hauptberuflich ist sie als Lehrerin an den BBS Technik in Cloppenburg tätig. „Der große Raum ist ein Riesenvorteil“, pflichtet Gerd Binder seiner Kollegin bei. „Wenn man Bilder malt dann ist es auch wichtig, dass man einige Schritte zurückgehen kann und die Arbeit aus der Entfernung auf sich wirken lassen kann. Das geht hier problemlos.“

Als Hobbykünstler wollen sich Binder und Anneken aber eindeutig nicht verstanden wissen. „Wir machen schon professionelle Kunst. Hobby wäre da nicht die richtige Bezeichnung“, so der Polizist.

Einige Spuren aus alten Zeiten sind in den Räumlichkeiten zurückgeblieben. An der Decke sind noch die Schienen befestigt, an denen früher die Fleischhälften an Haken aufgehängt wurden. Auch die gefliesten Wände und einige Wasserausgüsse auf dem Fußboden weisen auf einen anderen Verwendungszweck als ein Kunstatelier hin. „Als wir hier angefangen haben, hat es auch noch ein bisschen nach rohem Fleisch gerochen“, blickt Gerd Binder zurück. „Aber das hat sich schnell gelegt.“

Das Atelier in der Burgstraße hat für die Künstler auch eine strategische Bedeutung. Neben den drei Künstlern vom Schlachthof und Kerstin Kramer arbeitet auch der Metalldesigner Alfred Bullermann in seinem Atelier „Eisenzeit“ ganz in der Nähe in der Kirchstraße. „Ein solches Künstlerviertel ist auch für die Stadt Friesoythe von Vorteil“, erklärt Binder. Man müsse nicht extra nach Bremen fahren, wenn man in eine Kunstausstellung gehen wolle. „Auch der Standort Friesoythe hat einiges zu bieten“, so der Polizist. „Und wir sind hier erst am Anfang. Wer weiß, wie es hier in zehn Jahren aussieht“, blickt Binder in die Zukunft.

Das Interesse an Kunst sei bei der Bevölkerung auf jeden Fall vorhanden. Der Kunstkreis des Kunst- und Kulturkreises Bösel, Saterland, Friesoythe, zu dem auch die drei aus dem Atelier Schlachthof Vorwold gehören, veranstaltete bereits zwei Ausstellungen in den Räumen der alten Schlachterei. „Zu den Maitagen in diesem Jahr kamen über 2000 Besucher, beim Eisenfest waren es ungefähr 1700 Menschen, die unsere Kunst sehen wollten“, schwärmt Gerd Binder immer noch.