Künstler aus der Region


Es geht immer um die Menschen

 

Kerstin Kramer aus Friesoythe malt mit Acrylfarben – Atelier in Oldenburg

Schon in jungen Jahren hat Kerstin Kramer sich der Malerei verschrieben. Inzwischen hat sie ihre Bilder auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt.

 

 Kerstin Kramer in ihrem Oldenburger Atelier: Die Friesoytherin nutzt jede freie Minute, um an ihren großformatigen Bildern zu arbeiten.  Text/Bild: Heinz-Josef Laing, NWZ, 19.04.2012

FRIESOYTHE
„Anstatt mit Puppen zu spielen, habe ich meterlange Tapetenrollen bemalt.“ Kerstin Kramer (44) aus Friesoythe muss ein ganz außergewöhnliches Kind gewesen sein, mit einem schon früh ausgeprägten Hang zur Malerei. Als Jugendliche wurde das Malen schnell zu ihrer Leidenschaft. Mit dem Besuch von Volkshochschulkursen vertiefte sie ihr Wissen und zugleich ihr Können.
 

So war es nur logisch, dass Kerstin Kramer ursprünglich Kunst studieren wollte. Doch die Frage, ob mit Kunst auch der Lebensunterhalt zu verdienen sei, hat sie damals verneint - und schwenkte um. So studierte sie Architektur und ist beruflich heute auch in diesem Metier tätig. Die freie Zeit verbringt die Friesoytherin jedoch größtenteils in ihrem Atelier. Das befindet sich seit dem Jahr 2004 im „Kunsthof“ in Oldenburg, wo Kerstin Kramer gemeinsam mit vier weiteren Künstlern eine Ateliergemeinschaft unterhält.

Auch neben dem Architekturstudium fand die Friesoytherin immer noch die Zeit, sich mit dem Malen zu befassen. Aber immer „so nebenbei“, wie sie sagt. Erst der Einzug in das Atelier in Oldenburg brachte mehr Bewegung in die künstlerische Tätigkeit. Kerstin Kramer: „Das war für mich wie eine Initialzündung.“

 

Großflächige Bilder

Die Friesoyther Künstlerin malt großflächige Bilder. Sie schafft figürliche Bilder. Im Zentrum stehen die Menschen und ihre Umgebung, Gruppen von Menschen aus dem Alltag. „Es gibt kaum ein Bild, in dem Menschen nicht eine zentrale Rolle spielen. Ob als Einzelperson oder in Gruppen, in meinen Bildern tauchen immer Menschen auf.“ Den Grund liefert die Malerin gleich mit: „Zwischenmenschliche Beziehungen sind doch das A und O im Leben.“ Kramer interessiert sich für die Körperhaltung der Personen, für ihre Gesten und ihre Bewegungen. Am Ende entstehen keine Porträts, sondern eher abstrahierte und expressionistische Bilder. Gemalt wird vorwiegend mit Acrylfarben. Dabei geht es gelegentlich auch um Kollagen. Dazu werden beispielsweise Papierfotos in die Bilder eingefügt und darauf wird gemalt. Kerstin Kramer: „Es gibt auf meinen Bildern immer einen Hintergrund, aber der Mensch steht dennoch stets im Vordergrund.“ Natürlich hat sie eine Idee, wenn sie ein neues Bild beginnt. Doch viele Dinge seien im Fluss, würden erst während des Malens reifen.

 

Auch Bildhauerei

Und dann wäre da noch die Bildhauerei. Auch damit beschäftigt sich die rastlose Friesoytherin. Kalkstein und Sandstein sind ihre bevorzugten Materialien. Bei den Motiven geht es auch hier stets um die Menschen. Kerstin Kramer: „Ich mag diese weichen Steine sehr. Mit ihnen lässt sich wunderbar arbeiten.“

Ihre erste Ausstellung fand in einer Oldenburger Szenekneipe statt. Die Bilder fanden Anklang und wurden gekauft. Weitere Ausstellungen folgten. Auch im Frauengefängnis in Vechta hat Kramer ihre Bilder schon gezeigt. Der Weinkeller eines Winzers in Heilbronn war ebenfalls bereits Ausstellungsort. Inzwischen stellt ihr künstlerisches Wirken ein „zweites Standbein“ neben dem Architektenberuf dar. Zuletzt hat Kramer ihre Bilder im September im Oldenburger Hospiz ausgestellt. Nur ihre Heimatstadt Friesoythe ist auf der Landkarte ein weißer Fleck – dort hat sie ihre Arbeiten bisher nicht zeigen können.